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Adventskalender

Ludwig Ganghofer Die schwarze Rose

(Auszug) Frau Jertha aber stand in ihrem Rosengarten und wartete auf ihren Prinzen Goldhaar, und als die Nacht verging und der Königssohn nicht kommen wollte, fühlte sie gleich in ihrem Herzen, dass ihm ein Leid geschehen wäre. Sie machte sich auf,
ihn zu suchen, und ihr Leid war so tief, dass sie nicht weinen konnte. Nur manchmal fiel eine heiße Träne aus ihren traurigen Augen, und wo das Tröpflein zur Erde fiel, da wuchs eine schwarze Rose. Frau Jertha ist vor Sehnsucht gestorben und zu ihrem Königssohn in den Himmel gekommen. Aber die schwarze Rose, die ist noch immer da! Doch blüht sie in jedem Jahr nur einen Tag, am heiligen Pfingsttag - und die Leute sagen, wer die schwarze Rose finden könnte, der wäre unter allen Menschen der glücklichste!

"Und wo, Mutter Hanni, wo wächst die schwarze Rose?"

"Ja, wer das wüsste! Aber die Leute sagen, sie blühe in einem schönen, sonnigen Wald. Und wem bestimmt wäre, sie zu brechen, der fände von selbst den Weg zu ihr - ihm begegne in jenem sonnigen Wald ein Greis mit silberweißem Bart,
und den dürfte er nur fragen: Hast du die schwarze Rose nicht gesehen? - und dann muss ihm der Alte den Weg ansagen, ganz genau . . . "
Mutter Hanni griff ängstlich mit beiden Händen nach dem Brett, auf dem sie saß. "Aber! Dieter! Was machst du denn?"

Mit jähem Ruderschlag hatte Dieter den Einbaum gedreht. "Es ist spät, Großmutter, wir müssen schlafen gehen!" sagte er.
Und seltsam erregt klang seine Stimme.
Eilig ruderte er dem Ufer zu und suchte nach kurzem Gutenachtgruß seine kleine Kammer auf. Hier lag er mit offenen Augen,
und als es im Hause still geworden, als der Mond mit hellem Schein durch das niedere Fenster leuchtete,
erhob sich Dieter leis und zog sein bestes Gewand an:
die roten Strümpfe, die kurzen Beinkleider aus geschwärztem Hirschleder und das braune Wams,
das gleich einem Herrenrock mit dem zarten goldgelben Pelz verbrämt war, den die Edelmarder an der Kehle tragen.
Über die Haare stülpte er eine Lederkappe mit den zierlichen Reiherfedern, warf die Armbrust hinter die Schulter
und steckte sein Fischmesser in den Gürtel. Da sah er nun in Wahrheit mehr einem ritterlichen Knappen gleich
als dem armen Sohn eines Einödfischers. Lautlos verließ er das Haus und schritt hinaus in die stille, helle Mondnacht.

Ruhigen Ganges wanderte er durch den leise rauschenden Wald, umzittert von den spielenden Lichtern,
die der Mondschein durch die sacht sich regenden Zweige warf. Er achtete nicht des Weges, aufs Geratewohl schritt er dahin, versunken in Sinnen und Träumen - wer auserlesen ist, die schwarze Rose zu brechen, der findet ja von selbst den Weg zu ihr,
so hatte Mutter Hanni gesagt. Wie aber dürfte er hoffen, dass unter läusenden gerade er der Begnadigte wäre?
Aber ist es denn eine Sünde, sein Glück zu prüfen? Und hätte er, um diese Probe zu wagen, den nächsten Tag versäumen sollen,
um ein ganzes Jahr lang wieder auf Pfingsten warten zu müssen? Das war der kurze Kreislauf seiner Gedanken -
alles andere in ihm war Träumen und Hoffen.

Vier Stunden war er gegen das ebene Land hinaus gewandert, als der Wald ein Ende nahm.
Nun sank auch der Mond hinter die Berge, und dunkle Nacht verhüllte alles Gefild. Dieter wanderte zu und zu.
Er kam an Wiesen und jungen Feldern vorüber im Zwielicht sah er die Zinnen einer Weste ragen,
und auf breiter Straße schritt er durch ein Dorf, in dem die Hunde anschlugen.
Dann wieder Felder und wieder Wald. Einmal ließ er sich zur Rast vor einem Busche nieder, schloss träumend die Augen -
und sank in Schlummer.

Natürlich fand er im Traum die schwarze Rose. Mit einem Jauchzer warf er sich nieder zur Erde,
doch als er die Wunderblume brechen wollte, stand der Riese Höcker vor ihm, schwang den blutigen Speer,
und - da erwachte Dieter Staunend sah er umher. Einen Wald wie diesen hatte er in seinem Leben noch nicht gesehen.
Er kannte nur den Tannenwald, den dunklen, wilden Forst der Berge. Und hier war alles Laub, lichtgrünes Laub,
durchgoldet von den Strahlen der Morgensonne. Kugelige Bäume wechselten mit lieblichen Gebüschen, hoch stand das Gras,
in bunten Farben blühten die Blumen, und lichte Schmetterlinge gaukelten von Blüte zu Blüte.
An jedem Grashalm, an jedem Blatt und an der Spitze eines jeden Zweiges hing ein winziges Tröpflein,
in Farben schimmernd gleich einem Edelstein. Hoch in den Laubkronen sangen die Drosseln,
und aus den Büschen klang der trillernde Finkenschlag.

Pfingstmorgen!

Dieter rieb sich die Augen; er staunte umher, heftig begann sein Herz zu klopfen
- in einem wunderbaren Walde blüht die schwarze Rose, hat Mutter Hanni gesagt -
und welch ein Wald könnte wundervoller sein als dieser? Ja, ja, er ist am Ziel, er hat den rechten Weg gefunden im Schlaf!
Nun hört er Schritte näher kommen - zwischen den Büschen taucht ein alter, graubärtiger Bauer auf, der zur Kirche wandert -
und für Dieter ist dieses Bäuerlein "der Greis mit dem Silberbart"!
Einen Augenblick stockt dem Burschen der Herzschlag, dann aber fasst er seinen Mut zusammen und fragt:

"Hast du die schwarze Rose nicht gesehen?"

"Ei freilich!" nickt der Alte und deutet mit seinem Stock über die Schulter zurück. "Geh nur so fort noch ein Weilchen
und dann das erste Weglein links - dort siehst du sie gleich, wo's rechter Hand zu dem kleinen Haus hinübergeht am Straßenraln."

"Gott vergelt's!" stammelte Dieter und rannte davon. Jetzt kam das "Weglein links",
mit brennenden Augen überflog er die beiden Ränder des Pfades - nun eine Biegung - und da verhielt er plötzlich die Schritte;
ein schmerzvoller Laut war an sein Ohr geschlagen. Zögernd bog er um einen blühenden Busch
und sah am Wegrain ein junges Mädel sitzen. Ein ärmliches Gewand umhüllte den zarten, knospenden Körper,
wie eine schwarze Welle floss ihr das gelöste Haar über den Rücken, sie hielt das Gesicht in die Hände vergraben,
und unter leisem Schluchzen zitterten die schmalen Schultern, von denen das Linnen ein wenig niedergeglitten war.

"Was hast du, Mädel? Sag? Warum weinst du?"

Da hob sie das Köpfchen und zeigte ihm ein liebliches, nur unsagbar trauriges Gesicht, von Tränen überströmt,
mit kirschroten Lippen, mit Augen, die auch wie Kirschen waren, aber wie schwarze Kirschen. S
ie sah ihn an mit einem langen, stummen Blick, dann wieder schlug sie die Hände vor das Gesicht und schluchzte:
"Mein Vater ist tot. Und gestern haben sie mir die gute Mutter begraben.
Und nun hab ich keinen Menschen nimmer -und bin allein -allein... "

Dieters Augen wurden feucht; er warf die Armbrust in das Gras, ließ sich an der Seite der Weinenden nieder, redete ihr tröstend zu, sagte, er wüsste wohl eine Heimat für sie, und erzählte von seinem schönen See, von seinem dunklen, rauschenden Wald
und von der freundlichen Hütte seiner Eltern.

Sie hatte Vertrauen zu ihm gewonnen gleich beim ersten Blick - seine Stimme klang so warm und herzlich -
und als sie ihm recht in die guten, treuen Augen sah, begannen ihre Zähren zu versiegen.
Und während sie seinen Worten lauschte, litt sie es gerne, dass er den Arm um ihre Schultern legte
und ihre feuchten Wangen streichelte. Als er dann nach ihrer toten Mutter fragte und sie nun doch wieder leise zu weinen begann, zog er sie zärtlich an seine Brust, küsste ihre Stirne, ihren zuckenden Mund - und immer wieder -
und das dünkte ihm süßer als Honig, und ihm wurde selig warm ums Herz.
Da musste er an die Worte der alten Hanni denken, und enger noch zog er das Mädel an sich:
"Jetzt kenn ich sie, die Liebe - und

Mutter Hanni hat recht, sie ist das Schönste und Beste, süßer als Honig, wärmer als die Sonne - und die Lieb ist über mich gekommen, derweil ich auszog, die schwarze Rose zu suchen."

"Die schwarze Rose?" stammelte das Mädel und sah zu ihm auf, errötend unter Tränen.
"Das bin ja ich! Meine Mutter rief mich Rose... und weil mein Haar so schwarz ist, haben mich die Leute die schwarze Rose genannt!"

Er guckte sie an mit großen, glücklichen Augen. Dann schrie er einen Jauchzer in den Morgen hinaus und umschlang sie mit beiden Armen.

"Komm nur! Komm, mein schwarzes Röslein! Komm! Wir wollen heim zu wandern."

Und Hand in Hand, so schritten sie dahin durch den blühenden Frühlingswald - den blauen Bergen entgegen.

(Quelle)


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