Ein Röschen, tief im Moos versteckt,
Von keinem Lauscher noch entdeckt,
Blüht' an dem Bächlein ungesehn:
Es blüht', es blühte wunderschön!
Was würzt denn für ein süßer Duft
Die frische frühe Morgenluft,
Als haucht' ein Himmlischer sie an?
Das kleine Röschen hat's gethan.
Das Röschen that's, und wußt' es nicht,
Und barg im Moos sein hold Gesicht,
Und alle Blümlein sahn mit Neid
Aufs Röschen, das so süß erfreut.
Was schaut, ihr Blümlein, so mich an?
Was hab ich, Röschen, denn gethan?
Ich armes Röschen, wüßt' ich nur,
Was ich beginn' auf dieser Flur!
Bald schwebt' ein Zephyr leicht heran,
Und wehte Röschen kosend an,
Und streichelt' süß ihr frisch Gesicht.
O Röschen! Röschen! trau ihm nicht!
Verschließ, verschließ den zarten Reitz,
Dir Röschen ziemt ein feiner Geitz,
O trau dem glatten Schmeichler nie;
Er haucht dir Tod spät oder früh.
Er kost, er weht, bald lau, bald heiß;
Und Röschen - ach! des Gartens Preis,
Beut ihm den Kelch voll Süßigkeit,
Des Freudegebens hoch erfreut.
Er trinkt, entfaltet, und zerstreut
Und Röschen, sonst der Blümlein Neid,
Sieht ihre Reitze bald verweht,
Und von dem Schmeichler sich verschmäht.
Bald flattert er mit Zephyrsinn
Zu andern Nachbarblümlein hin;
Und Röschen duldet still und schweigt
Und hängt ihr Köpfchen, und - erbleicht.
Die Jungfrau'n sahn's beym Mondenlicht.
Und pflanzten schön Vergißmeinnicht
An Röschens allzu frühem Grab,
Und wischten sich ein Thränchen ab.
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