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Rückert,
Friedrich (1788-1866)
Kindtodtenlieder
Ich habe so mit Rosen
Dich zugesteckt,
Es blieb, daß du gestorben,
Mir unentdeckt.
Bald dacht' ich, daß du lebend
Noch seyest mein,
Bald, daß du mir gewesen
Nur stets ein Schein.
Doch wenn der Wind die Decke
Der Rosen hebt,
Entdeck' ich, und erschrecke,
Daß du gelebt
Nun hast du's arg genug gemacht,
Sei doch nicht gar so ungeschlacht,
O Frühling, der du barsch und rauh
Den Winter spielst in jeder Nacht!
Ich fordre heuer nicht von Dir
Die Blüten die du sonst gebracht;
Erfrier mir nur die Zweige nicht,
Die ich mit Fleiß hieher gebracht
Der Rosen auf der Beiden Grab,
Die mir als Rosen einst gelacht.
Lasset uns streuen Rosen und Lilien!
Sollten uns reuen Rosen und Lilien?
Da ihr verblüht seid, unsere Freude,
Sollten uns freuen Rosen und Lilien?
Euerem Welken gleich zu verwelken
Sollen sich freuen Rosen und Lilien.
Wollen zu blühen, da ihr verblüht seid,
Doch sich nicht scheuen Rosen und Lilien?
Fröste des Frühlings sollen mit frühem
Tode bedreuen Rosen und Lilien.
Und mit dem Glutpfeil treffe die scharfe
Sonne des Leuen, Rosen und Lilien!
Aber es blühn auf euerem Grabe
Immer vom neuen Rosen und Lilien.
Euer zu denken, wollen uns mahnen
Eure Getreuen, Rosen und Lilien.
Und es erneut sich euer Gedächtniß,
Wo sich erneuen Rosen und Lilien. |
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