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Rosenzüchterfamilie Berger (Adolf, Walter, Hermann, Anni) Gudrun Dube, GPG Roter Oktober
Deutschland Bad Langensalza bei Erfurt / Thüringen
(nicht zu verwechseln mit dem nicht verwandten Vinzenz Berger!)
Adolf Berger
Adolf Berger hatte sich schon in seiner 1889 gegründeten Gärtnerei in Bokau bei Aussig/ Elbe (Sudetengau, das damals zur Österreichisch-ungarischen Monarchie gehörte und seit 1945 Ústí nad Labem heißt, heutiges Tschechien), nicht weit entfernt von der Wirkungsstätte Rudolf Geschwinds auf den Rosenvertrieb spezialisiert.
Walter Berger (1899-1960)
Der Sohn von Adolf übernahm mit seiner Frau Anna (Anni), die er 1924 geheiratet hatte, die Gärtnerei seines Vaters in Aussig im Jahr 1926.
Lebrecht Rödiger
Der Sohn von Louis Rödiger, der in Langensalza eine Rosenfirma betrieb, entwickelte das Dorf Ufhoven, das heute zu Bad Langensalza gehört, als Bürgermeister zum "Rosendorf".
Heute ist Ufhoven ein Stadtteil von Bad Langensalza, das sich seit 1956 "Bad" nennen darf und 2002
"Rosenstadt" wurde.
1940 gab Lebrecht Rödiger im Gerold Verlag Pößneg ein kleines Büchlein heraus: "Rosendorf Ufhoven" und schrieb einige Geschichten in dem Bändchen: "Die Ufhover Schnoken und ander Geschichten aus Ufhoven in Thüringen".
Fotografiert im Rosenmuseum Bad Langensalza
Lebrecht Rödiger Firmenschild Lebrecht Rödiger
Walter Berger kam nach Langensalza, als sein Schwager Lebrecht Rödiger starb und legte 1942 den Betrieb dann auf Wunsch der Witwe (Rose: 'Frau Minka Rödiger' 1959) in Ufhoven mit dem seinen zusammen. Er züchtete 28 Rosensorten in den Jahren von 1954-1960.
Züchtungen Berger`s nach Jahren
(Bei den Rosen von Berger steht in manchen Quellen "Bergers" davor)
1954: 'Bad Langensalza'
und 'Zigeunerbaron',
1955 Fatiniza, 'Frau Elisabeth Wiegand',
'Csardas',
und 'Salza'.
1956: Dreienbrunnen
1957 'Gnom' , 'Koralle', 'Wörlitz'
1958 'Frau Jenny Wienke'
'Hans Berger'
und 'Wiener Blut'
1959: 'Berger`s Morgenröte', 'Dolly' / 'Lausitz' / 'Neiße', 'Romany'
'Wehrinsel'
'Weiße New Dawn'
GPG Roter Oktober
Wegen der guten Zuchterfolge wurde die Familie kräftig vom Staat unterstützt. Nach Walters
Tod wurde der Betrieb in die Rosenfirma der ehemaligen gärtnerischen DDR - Produktionsgemeinschaft GPG (Gärtnerische Produktions Gemeinschaft) Roter Oktober eingegliedert (die dann als Züchter angegeben wurde)
Seine Frau, eine geborene Wienerin,
Anni Berger (23.10.1904-1.11.1990) ,
deren Liebe zu den Rosen begann, als sie eine Mme Caroline Testout geschenkt bekam, vergrößerte den Zuchtbetrieb und die Anzahl der Kreuzungen, auch mit Hilfe ihres Sohnes Hermann.
1962 brachte sie (noch Walter`s Züchtungen) 'Oberbürgermeister Boock' ,
1964: 'Ufhoven' Prof. Knöll', , 'Barbarina ' und 'Goldene Aue' heraus.
1965 Rote Csardas
Ihr erster eigener Züchtungserfolg war 1966
'Bergers Rose Iga Erfurt' , die auf der DDR-Briefmarke von 1972 abgebildet ist.
'Goldenes Prag', ebenfalls 1966
1968: Firlefanz N. L. Chrestensen
1969: 'Mädi' , 'Schloß Dryburg'
1972: 'Brennpunkt', 'Heinerle', 'Daniela', 'Katrin', 'Mamaia'
'Natalie' , 'Odette', 'Poiana', ' Rakete',
'Sommerlachen'
1973: 'Omul'
1974: 'Alte Liebe' , 'Fortissimo', 'Geschwister Scholl'
1975: 'Apart', 'Effekt'
Anläßlich ihres 79jährigen Geburtstages wurde Anni in Anerkennung ihrer Arbeit 1974 die Berufsbezeichnung: "Gartenbauingenieur"
der Ingenieurschule für Gartenbau, Erfurt zuerkannt. Sie ist bislang die einzige Rosenzüchterin in Deutschland. Im Rosengarten Bad Langensalza ist ihr eine Büste gewidmet, die mit ihren Züchtungen umpflanzt ist. Die Skulptur aus der Werkstatt des Bad Langensalzaer Bildhauers Harald Stieding war 2004 zum 100. Geburtstag der Rosenzüchterin, übergeben worden.
2014 widmete der Hobbyzüchter Wänninger ihr die Rose: Anni Berger.
Die Anni-Berger-Stiftung widmet sich der Erhaltung und Fortführung der Rosentradition und hat sich zur Aufgabe gestellt, die Rosentradition Bad Langensalzas auch im städtischen Erscheinungsbild und dem Alltag der Bad Langensalzaer lebendig zu halten.
Der Sohn
Hermann Berger (1939-1980)
übernahm den Betrieb 1977 und initiierte die jährlichen "Tage der Rosenblüte". Diese Veranstaltung bekam dann im Volksmund den Namen "Rosenfest" und 1981 erschien die der Veranstaltung gewidmete Rose 'Rosenfest' auf dem Markt. Heute gibt es nur noch einen jährlichen Rosenball, auf dem alle 2 Jahre die neue Rosenkönigin gekrönt wird. Leider verstarb Hermann schon drei Jahre später.
Sorten von Hermann Berger
1977: 'Wartburg 77' , ' Komet',
'Salzaperle' , 'Salzaquelle'
und
(noch eine Züchtung von Anni Berger): 'Altenburg'
1978: 'Sonne der Freundschaft' , 'Kristall' ,
1979: 'Adagio' , Feuerfunken, 'Lebensfreude' ,
'Varna '.
1980: 'Jakojama', 'Jubel' , 'Junge Liebe' , Salzagold
Dipl.-Gartenbauingenieurin Gudrun Dube
Die Leitung übernahm nach seinem Tod 1980 Gudrun Dube bis 1990, die sich mit der "in-vitro-Vermehrung" von Rosen (strahleninduzierte Mutanten, Radiomutanten) erfolgreich zeigte.
1981: 'Sacramento'
1982: 'Rosella' , Salzajubiläum , 'Trumpf'
und die Hermann Berger gewidmete Rose ' Hermann
Berger'
1983: 'Roletta'
1984 kamen 'Florett, 'Grit' und
'Reigen' in den Handel.
1985: 'Mepisto' , 'Esprit', Silberzauber
1986: 'Gratulation' , 'Sommerliebe'
1987: 'Ballade', 'Jupiter' (bekam den Kortrijk-Preis 1991).
1988: 'Melodie', Menuett
1989 'Kavalier', 'Schloßgarten'
1990: Klassik , 'Safari'
Nach der Wende übernahm kurz Karsten Kley die Leitung der Nachfolgefirma der GPG, die "Gartenbau GmbH Bad Langensalza". Die Neugier der früheren Abnehmer auf neue Rosen des westlichen Europas war aber zu groß - der Markt brach abrupt weg. Hinzu kam, daß der Sortenschutz nur für die Republik galt, so dass dieser jetzt wegfiel und von nun an (wie aber vorher auch schon gelegentlich) viele ostdeutschen Züchtungen in der BRD unter einem anderen Namen vermarktet wurden. Der wirtschaftliche Betrieb der GPG "Roter Oktober" war nicht länger aufrecht zu erhalten; der Betrieb wurde aus wirtschaftlichen Gründen am 17.10.1990 aufgelöst.
Im Rosengarten der Stadt Bad Langensalza haben einige der alten, heute nicht mehr so gefragten DDR- Sorten (von insgesamt ca. 470 nur noch wenige im Handel) - darunter auch Sorten der Bergers - eine Heimat gefunden. Dort konnte ich auch viele der genannten Rosen fotografieren; einige allerdings nur als Foto im dortigen Rosenmuseum, das sich der Geschichte der Züchter aus Bad Langensalza widmet.
Literatur- und Quellenhinweise:
Berger, Dr. Hans (Rose: Hans Berger) Die Rosenzüchter aus Bad Langensalza in: Rosenjahrbuch des VDR 1995 S. 71-78
Berger, Dr. Hans Die Namen von Rosen und die Rosenstadt Bad Langensalza, Broschur des Heimatgeschichtsverein Bad Langensalza e.V. 2009
Haenchen, Eckart Rosenzüchtung in der DDR (1954-1989) in: RJB 1990
S. 55-67
Kleemann, Dagmar / Kerstin Runau Gärten in Bad Langensalza 144 S. m. 296 teil farb. Abb. Rockstuhl 2009
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